20. Oktober 2025
AllgemeinBeim Autokauf können Verkäufer wichtige Mängel verschweigen oder falsche Angaben machen. Diese arglistige Täuschung beim Autokauf führt oft zu erheblichen finanziellen Schäden für Käufer.
Wir bei KGK Rechtsanwälte zeigen Ihnen, welche Rechte Sie haben und wie Sie sich wirksam schützen können. Mit den richtigen Maßnahmen vermeiden Sie teure Überraschungen nach dem Kauf.
Arglistige Täuschung beim Autokauf liegt vor, wenn der Verkäufer bewusst falsche Angaben macht oder wichtige Informationen verschweigt, um Sie zum Kauf zu bewegen. Nach § 123 BGB können Sie den Kaufvertrag anfechten, wenn drei Voraussetzungen erfüllt sind: Der Verkäufer muss eine Tatsache falsch dargestellt oder verschwiegen haben, er muss dies absichtlich getan haben und Sie müssen dadurch zum Kauf verleitet worden sein.
Die Beweislast liegt bei Ihnen als Käufer, weshalb eine gründliche Dokumentation aller Gespräche und Vereinbarungen unerlässlich ist. Das Landgericht Lübeck bestätigte diese Rechtsprechung in einem Fall, in dem ein Händler eine umfangreiche Reparaturhistorie verschwiegen hatte. Die Anfechtung muss innerhalb eines Jahres nach Entdeckung der Täuschung erfolgen (§ 123 BGB).
Normaler Verschleiß oder kleine Kratzer stellen keine arglistige Täuschung dar. Entscheidend ist die Erheblichkeit des verschwiegenen Mangels für Ihre Kaufentscheidung. Während ein defekter Zigarettenanzünder unbedeutend ist, müssen Unfallschäden, manipulierte Kilometerstände oder der Einsatz als Mietwagen offengelegt werden.
Das Amtsgericht München urteilte, dass bereits falsche Angaben zur Scheckheftpflege eine arglistige Täuschung darstellen können. Verkäufer können sich nicht auf Klauseln wie „gekauft wie gesehen“ berufen, wenn sie bewusst getäuscht haben – § 444 BGB macht entsprechende Haftungsausschlüsse unwirksam.
Kilometermanipulation ist der häufigste Fall arglistiger Täuschung beim Autokauf. Verkäufer drehen Tachos zurück oder verkaufen Fahrzeuge mit gefälschten Serviceheften. Ebenso problematisch ist das Verschweigen von Unfallschäden, auch wenn diese professionell repariert wurden (selbst bei fachgerechter Instandsetzung mindert ein Unfall den Fahrzeugwert erheblich).
Viele Händler verschweigen auch die Vornutzung als Taxi oder Mietwagen, obwohl diese Information den Wert erheblich mindert. Ein weiterer Klassiker sind falsche Angaben über durchgeführte Reparaturen oder den technischen Zustand wichtiger Bauteile wie Motor oder Getriebe. Diese Täuschungsversuche führen Sie direkt zu der Frage: Welche konkreten Rechte haben Sie als betrogener Käufer?
Bei nachgewiesener arglistiger Täuschung fechten Sie den Kaufvertrag nach § 123 BGB an und verlangen eine vollständige Rückabwicklung. Sie erhalten Ihr Geld zurück und geben das Fahrzeug zurück. Der Händler zahlt Ihnen zusätzlich zum Kaufpreis Zinsen seit Zustellung der Klage (diese beginnen ab dem Tag nach der Klageerhebung). Vom Rückzahlungsbetrag zieht das Gericht einen Nutzungsvorteil für gefahrene Kilometer ab, den es aus dem Bruttokaufpreis multipliziert mit gefahrenen Kilometern geteilt durch die erwartete Gesamtlaufleistung berechnet. Ihre Schadensersatzansprüche umfassen Finanzierungskosten, bereits bezahlte Reparaturen und vorgerichtliche Anwaltskosten.
Die Anfechtungsfrist beträgt ein Jahr ab Kenntnis der Täuschung. Diese Frist halten Sie absolut ein, da danach Ihre Ansprüche endgültig verfallen. Unterschreiten Sie diese Frist, können Sie den Vertrag wegen arglistiger Täuschung anfechten. Sie tragen die volle Beweislast für die arglistige Täuschung, weshalb Screenshots von Online-Anzeigen, E-Mail-Korrespondenz und Zeugenaussagen bei der Fahrzeugbesichtigung entscheidend werden. Ein Sachverständigengutachten weist Manipulationen am Fahrzeug nach und stärkt Ihre Position erheblich. Dokumentieren Sie alle Gespräche mit dem Verkäufer schriftlich und führen Sie keine eigenmächtigen Reparaturen durch, bevor Sie rechtliche Schritte einleiten.
Bei gewerblichen Händlern wirken Gewährleistungsausschlüsse bei arglistiger Täuschung nicht (§ 444 BGB schützt Sie vor entsprechenden Klauseln). Privatverkäufer schließen zwar Gewährleistung aus, aber auch hier macht arglistige Täuschung jeden Haftungsausschluss nichtig. Der entscheidende Vorteil beim Händlerkauf liegt in der erweiterten Offenbarungspflicht: Gewerbliche Verkäufer informieren Sie ungefragt über außergewöhnliche Mängel, die Wert oder Sicherheit erheblich beeinträchtigen. Bei Privatverkäufen fragen Sie gezielt nach, um entsprechende Auskunftspflichten auszulösen. Diese rechtlichen Unterschiede zeigen, wie wichtig präventive Schutzmaßnahmen bereits vor dem Kaufabschluss sind.
Kontrollieren Sie den Kilometerstand auf Plausibilität, da deutsche Autofahrer durchschnittlich 14.000 Kilometer jährlich fahren (ein fünf Jahre altes Fahrzeug sollte zwischen 50.000 und 100.000 Kilometer aufweisen). Überprüfen Sie das Serviceheft auf Vollständigkeit und fordern Sie alle Reparaturrechnungen an. Fotografieren Sie Tachostand, Fahrzeugidentifikationsnummer und sichtbare Mängel zur Dokumentation.
Stellen Sie konkrete Fragen nach Unfallschäden, Vornutzung als Mietwagen und durchgeführten Reparaturen. Bestehen Sie auf schriftliche Bestätigungen, dass das Fahrzeug unfallfrei ist und der Kilometerstand original stimmt. Diese Dokumentation wird bei späteren Rechtsstreitigkeiten entscheidend für Ihren Erfolg.
Beauftragen Sie bei Fahrzeugen über 15.000 Euro einen unabhängigen Sachverständigen mit einer Begutachtung. Diese Investition von 300 bis 500 Euro bewahrt Sie vor Schäden in fünfstelliger Höhe. Der Gutachter erkennt professionell kaschierte Unfallschäden, manipulierte Kilometerstände und versteckte technische Mängel, die Laien übersehen.
Führen Sie die Begutachtung vor Vertragsabschluss durch und machen Sie den Kauf vom positiven Gutachtenergebnis abhängig. Seriöse Verkäufer stimmen dieser Bedingung zu, während unseriöse Händler häufig ablehnen (was bereits ein Warnsignal darstellt).
Bestehen Sie auf schriftliche Bestätigung aller mündlichen Zusagen im Kaufvertrag. Verwenden Sie konkrete Formulierungen wie „Das Fahrzeug hatte keinen Unfall“ statt vager Aussagen wie „soweit bekannt unfallfrei“. Gewährleistungsausschlüsse bei Privatverkäufen schließen arglistige Täuschung niemals aus.
Speichern Sie Screenshots der Online-Anzeige und dokumentieren Sie alle E-Mails und Nachrichten mit dem Verkäufer. Zahlen Sie niemals bar ohne Quittung und bestehen Sie auf ordnungsgemäße Kaufvertragsabwicklung mit vollständigen Fahrzeugpapieren. Diese Beweismittel stärken Ihre Position erheblich, falls sich später Täuschungsversuche herausstellen.
Arglistige Täuschung beim Autokauf verletzt Ihre Verbraucherrechte und führt zu erheblichen finanziellen Schäden. Sie können den Kaufvertrag nach § 123 BGB anfechten und eine vollständige Rückabwicklung mit Kaufpreiserstattung verlangen. Die einjährige Anfechtungsfrist ab Kenntnis der Täuschung müssen Sie zwingend einhalten (andernfalls verfallen Ihre Ansprüche endgültig).
Schützen Sie sich durch systematische Fahrzeugprüfung, konkrete schriftliche Nachfragen und professionelle Sachverständigenbegutachtung bei wertvollen Fahrzeugen. Dokumentieren Sie alle Gespräche, Screenshots und Vereinbarungen sorgfältig, da Sie die Beweislast für die arglistige Täuschung tragen. Gewährleistungsausschlüsse schützen Verkäufer nicht vor den Folgen bewusster Täuschung.
Bei Verdacht auf Täuschung kontaktieren Sie umgehend einen spezialisierten Rechtsanwalt für Verkehrsrecht. Wir bei KGK Rechtsanwälte prüfen Ihren Fall und entwickeln eine maßgeschneiderte Strategie für die Durchsetzung Ihrer Rechte. Zögern Sie nicht, rechtliche Hilfe in Anspruch zu nehmen, wenn Sie Opfer arglistiger Täuschung beim Autokauf geworden sind.
